Zahlreiche Transparente, die am Zaun vor der Einrichtung befestigt worden waren, haben auf die seit langer Zeit grundsätzlich geltenden Missstände hingewiesen. Die Hoffnung, dass die Alarmsignale auch vom Bildungsministerium des Landes Brandenburg gehört werden, stirbt zuletzt. Ein Zeichen sollte dennoch gesetzt werden, um auf den schon längst im Prozess befindlichen Kollaps mit Nachdruck hinzuweisen.
Es ist wie vielerorts im gesamten Land Brandenburg, doch die Lage spitzt sich weiter zu. Es fehlt Personal, es fehlen Kitaplätze und es fehlen klare gesetzliche Regelungen zu Finanzierung und Qualität, um etwa dem Fachkräftemangel oder infrastrukturellen Problemen vorzubeugen. „Wir fühlen uns allein gelassen“, sagte Kitaleiterin Angela Grell. „Wir brauchen dringend viel mehr Unterstützung, um der misslichen Lage, in der wir uns seit langer Zeit befinden, zu entkommen. Wir bewegen uns im Kreis, das kann nicht sein“, betonte sie weiter. Die Aussagen auf den Transparenten sprechen für sich: „Kita’s am Limit – Eltern am Limit“, „Mehr Personal, mehr Entlastung, mehr Anerkennung - # Kitasamlimit“, „Erzieherberuf zwischen Traum + Albtraum“, „Personalmangel spielt uns kaputt # Erzieher-ärgere-dich (nicht)“.
Die Erzieher:innen haben das Limit erreicht. Kein Wunder, dass sich durch Mehrarbeit der Krankenstand auf Dauer weiter erhöht. In der Folge müssten sogar die Öffnungszeiten verkürzt werden, was wiederum zu Lasten der Eltern gehe. „Wir sind überlastet. Wir opfern uns auf, arbeiten uns kaputt und können unserer pädagogischen Arbeit nicht mehr vollumfänglich gerecht werden – auch auf Kosten der Eltern, die einen Anspruch haben, dass ihre Kinder betreut werden. Kitas sind systemrelevant“, so Grell.
Auch die pädagogische Vor- und Nachbereitung könne aus Zeitgründen oftmals nicht mehr ausreichend stattfinden. Zudem sei die Förderung besonderer Bedarfe bei Kindern, die tiefgreifendere Unterstützung benötigen, vernachlässigt worden. „In Summe sind das einfach zu viele Baustellen. Es muss endlich gehandelt werden.“ Ob Grells Hilferuf gehört wird? „Diese Frage muss das Bildungsministerium beantworten“, sagte sie. Dass die Gemeinde Schönwalde-Glien selbst schon einiges getan hat, zum Beispiel wurde Geld für zusätzliches heilpädagogisches Personal zur Verfügung gestellt, sei indes sehr positiv und helfe. „Das reicht aber nicht, das Land ist gefordert.“
Die Kita „Frechdachs“ im Ortsteil Paaren im Glien protestierte mit einem Flashmop zum Aktionstag.
Die Gemeinde Schönwalde-Glien als Träger von sechs kommunalen Kindertages-stätten unterstützt den Protest und hofft auf mehr Gehör im Bundesministerium im Sinne der Erzieher:innen und der Kinder.
Daten der Kita Sonnenschein:
Die Kita Sonnenschein betreut Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr bis zum Ende der Grundschulzeit.
Am Standort Straße der Jugend 1 A werden im Haupthaus Kinder im Kindergartenalter betreut und in „Monis Haus“ Kinder im Krippenalter.
Am Standort Sachsenweg 23 werden in Räumen der Verlässlichen Halbtagsgrundschule Kinder im Grundschulalter betreut.
In den drei Häusern der Kita Sonnenschein werden zurzeit 406 Kinder betreut.
- Betreute Kinder per 01.05.2023
- 60 Kinder unter 3 Jahren, davon
- 18 Kinder bis zu 30 Wochenstunden
- 34 Kinder bis zu 40 Wochenstunden
- 8 Kinder über 40 Wochenstunden
- 171 Kinder ab dem 3. Lebensjahr bis zur Einschulung, davon
- 49 Kinder bis zu 30 Wochenstunden
- 96 Kinder bis zu 40 Wochenstunden
- 26 Kinder über 40 Wochenstunden
- 175 Kinder im Grundschulalter (Hort), davon
- 135 Kinder bis zu 10 Wochenstunden
- 38 Kinder bis zu 20 Wochenstunden
- 2 Kinder über 20 Wochenstunden
- Pädagogisches Personal aktiv per 01.05.2023
„aktiv“ deshalb, weil viel mehr pädagogisches Personal beschäftigt ist, sich aber zurzeit im Beschäftigungsverbot wegen Schwangerschaft oder Mutterschaft befindet.
- 39 pädagogisches Fachpersonal
- 7 Auszubildende
- 1 Beschäftigte in einem pädagogischen Projekt
Pressemitteilung zum KiTAKOLLAPS-Aktionstag aus www.kitakollaps.de
Seit Jahren setzen sich Pädagog*innen, Eltern und Träger-Vertreter*innen für echte Verbesserungen im Kita-System ein. Die Herausforderungen sind groß: Vom in die Jahre gekommenen Kita-Gesetz über schlechte Bedarfsplanung, fehlende Kita-Plätze und marode Infrastruktur bis hin zur unattraktiven Ausbildung und dem aktuell überall thematisierten Fachkräftemangel – das System steht vor dem Kollaps.
Und das hat fatale Auswirkungen: Immer häufiger müssen Einrichtungen ihre Öffnungszeiten reduzieren oder tageweise schließen – Eltern werden gebeten, ihre Kinder bereits mittags abzuholen oder gleich zu Hause zu betreuen. Das wiederum setzt Familien beruflich, aber auch emotional, unter immensen Druck.
Gleichzeitig sorgt es dafür, dass die Fachkräfte, die ihren Job mit viel Engagement ausüben, immer mehr ausbrennen oder sogar kündigen und die KiTa verlassen. Wenn eine Fachkraft im Kindergarten teilweise 20 Kinder oder mehr betreut, hat das mit dem eigentlichen Anspruch an frühkindliche Bildung nichts mehr zu tun – Kitas und Hort werden so oft nur noch zur „Aufbewahrung“.
Mit dem KiTAKOLLAPS-Aktionstag möchten die Initiator*innen ein Zeichen setzen, dass es so nicht weitergehen darf. Gemeinsam setzen sie sich ein für höhere Bildungs- und Betreuungsqualität für die Kinder, bessere Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen für die Fachkräfte, mehr Kitaplätze und eine bedarfsgerechte Planung, eine bessere Personalausstattung und ein neues Kitagesetz mit eindeutigen Vorgaben u.a. für Finanzierung, Qualitätsstandards und eine sich am Bedarf der Kinder orientierende Personalbemessung.
Es ist dringend an der Zeit, die politischen Prioritäten zugunsten der Kinder, Familien und der gesamten Gesellschaft zu ändern. Den vielen Lippenbekenntnissen zur Bedeutung der frühkindlichen Bildung für die Chancengleichheit und den Bildungserfolg aller Kinder müssen endlich Taten folgen.
An vielen Orten unseres Bundeslandes steht das Kita-System vor dem Kollaps.
Es fehlen Kitaplätze, Fachkräfte und klare gesetzliche Regelungen für Finanzierung und Bildungsqualität. Das hat gravierende Folgen:
• Kitas müssen Öffnungszeiten reduzieren oder tageweise schließen; Eltern werden gebeten, ihre Kinder schon mittags abzuholen oder gleich zu Hause zu betreuen.
• Familien geraten aufgrund fehlender Betreuung beruflich immer häufiger unter Druck.
• Eine Fachkraft betreut im Kindergarten teilweise 20 Kinder oder mehr.
• Fachkräfte brennen aus oder kündigen.
Am 15. Mai 2023 machen Eltern, Pädagog*innen, Kita-Träger und viele weitere engagierte Menschen im ganzen Land mit vielfältigen Aktionen auf den drohenden Kollaps der Kindertagesbetreuung in Brandenburg aufmerksam.
Gemeinsam setzen wir uns ein für:
• Höhere Bildungs- und Betreuungsqualität für unsere Kinder
• Bessere Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen für unsere Fachkräfte
• Mehr Kitaplätze und eine bedarfsgerechte Planung
• Eine bessere Personalausstattung
• Ein neues Kitagesetz mit eindeutigen Vorgaben u.a. für Finanzierung, Qualitätsstandards und eine sich am Bedarf der Kinder orientierende Personalbemessung